Organized session
Reifegradmodelle als Katalysator für Digitalisierung im Gesundheitswesen? Transparenz als Bedingung für funktionierenden Wettbewerb im Gesundheitswesen
Talks
Was sind Reifegradmodelle, wie messen sie und was können sie für die digitale Transformation des Gesundheitssystems leisten?
Torsten Eymann, Universität Bayreuth
Introduction
In dem Impulsbeitrag wird das Konzept des Reifegradmodells als Instrument der Struktur- und Prozessqualitätsmessung vorgestellt. Neben der Vorstellung etablierter Verfahren zur Entwicklung von Reifegradmodellen geht es auch um ihre Funktionsweisen und ihren Beitrag zur Weiterentwicklung von Organisationen sowie des gesamten Gesundheitssystems: Was ist bei der Entwicklung von Reifegradmodellen zu beachten? Welchen Beitrag leisten sie zur Umsetzung von Digitalisierungsstrategien? Und inwiefern stärken Reifegradmodelle den Wettbewerb im Gesundheitswesen? Der Schwerpunkt des Impulses liegt auf Reifegradmodellen im Bereich der Digitalisierung.
DigitalRadar Krankenhaus – Messung des digitalen Reifegrades der Krankenhäuser in Deutschland
Malte Haring, inav – privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH
Introduction
Im Rahmen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) wurde der Krankenhauszukunftsfonds eingerichtet, mit dem Investitionen in die digitale Infrastruktur von Krankenhäusern gefördert werden sollen. Der Fonds umfasst Mittel in Höhe von 4,3 Mrd. Euro. Um die Auswirkungen des Förderprogramms und den aktuellen Stand der Digitalisierung im deutschen Krankenhaussektor zu evaluieren, hat das Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) die Entwicklung und Umsetzung eines digitalen Reifegradmodells beauftragt. Das Reifegradmodell selbst und der Erhebungsprozess werden in diesem Zusammenhang ebenfalls evaluiert. An der ersten Erhebung nahmen Vertreterinnen und Vertreter von 1.624 Krankhäusern teil, was 91 % aller deutschen Krankenhäuser entspricht. Sie gaben im Rahmen eines Surveys mit 234 Elementen in sieben Dimensionen Auskunft über den Stand der Digitalisierung in ihrer Einrichtung. In dem Vortrag werden das Vorgehen zur Entwicklung des Reifegradmodells und die Ergebnisse der ersten Erhebung vorgestellt. Zudem werden Ansatzpunkte für Entwicklungen erörtert. Nicht zuletzt lassen die Daten Rückschlüsse zu, wie Digitalisierung sich auf die Prozess- und Strukturqualität von Krankenhäusern auswirkt und inwiefern Zusammenhänge zwischen der digitalen Reife und der Versorgungsqualität bestehen.
ReDiGe – Reifegradmodell zur Unterstützung des „Pakts für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“
Maria Neubauer, Technische Universität Dresden
Nina Schlömer, Freie Universität Berlin
Introduction
Die Covid-19-Pandemie hat zum einen gezeigt, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) mit den rund 375 kommunalen Gesundheitsämtern in gesundheitsbezogenen Krisensituationen eine wichtige Rolle in Bezug auf Information und Koordination einnimmt. Gleichzeitig stellte neben fehlenden personellen Ressourcen die unzureichende digitale Reife vieler Gesundheitsämter eine Hürde für die effektive und skalierbare Infektionsmeldung und Kontaktnachverfolgung dar. Um diesem Defizit entgegenzuwirken, förderte das Bundesministerium für Gesundheit die Entwicklung eines Reifegradmodells für die Erhebung der Digitalisierung von Gesundheitsämtern. Es wurde gemeinsam mit Mitarbeitenden der Gesundheitsämter und weiteren Expertinnen und Experten des ÖGD erarbeitet und wird seit 2022 eingesetzt. Ziel ist die Stärkung der Digitalisierung des ÖGD, um für zukünftige Herausforderungen besser gerüstet zu sein. Gesundheitsämter erhalten Transparenz über ihren digitalen Reifegrad im Vergleich mit anderen Gesundheitsämtern und werden angeleitet, ihre digitale Reife zu erhöhen. Neben der Vorstellung der Dimensionen, die dem Reifegradmodell zugrunde liegen, wird in dem Vortrag ein Überblick über die Ergebnisse der Messung gegeben. Weiterhin wird vorgestellt, wie die Gesundheitsämter das Reifegradmodell auch als Management-Tool für die Planung von Digitalisierungsprojekten nutzen.